Vergabe des Eduard-Breuninger-Preises 2012

Hilfe überzeugte die Jury – großes soziales Engagement seitens der Schüler gewürdigt

„Schüler helfen Menschen“. So lautete das Motto, dem sich die Schüler der Eduard-Breuninger-Schule in Backnang erneut gestellt haben. Eine Herausforderung, der die Jugendlichen nun ein weiteres Mal mehr als nur gerecht wurden. Der von der Eduard Breuninger GmbH & Co. ausgelobte Preis spornte zwei Klassen des Wirtschaftsgymnasiums noch zusätzlich an, sich für benachteilige Menschen aus unserer Mitte einzusetzen. Bei der nunmehr dritten Preisvergabe seit dem Start im Jahr 2010 zeigte sich wieder, dass Initiativen im sozialen Bereich überaus bedeutsam und auch prägend für das Schulleben sein können.

Der Eduard-Breuninger-Preis ist inzwischen ein fester Bestandteil des Schullebens an der kaufmännischen Schule geworden. Gerne sind immer wieder Klassen bereit, sich als Repräsentanten ihrer Schule im sozialen Bereich einzusetzen. Davon profitieren alle, was auch die diesjährigen Projekte unter Beweis stellten. Sichtlich begeistert zeigten sich  Stephanie Imm und Christian Gerhardt, beide Mitglieder des Breuninger Management Clubs und auch in der achtköpfigen Jury, bei den Präsentationen der Schüler zu deren Leistungen. Die Jury hatte darüber zu befinden, ob und in welcher Höhe der mit 1750 Euro zur Verfügung gestellte Betrag an die beiden Klassen ausgezahlt werden kann. Die Mitglieder der Kommission, der neben Schulleiter Herbert Nonnenmacher weitere Lehrer, ein ehemaliger Kollege und die Elternvertreterin der Schülerschaft beiwohnten, zeigten sich von den Ideen und der Umsetzung angetan.
 

So setzte es sich die Klasse WG 11/2 als Ziel, in der Nikolauspflege Stuttgart am Kräherwald gestalterisch tätig zu werden, indem sie die Flure in der Einrichtung für die blinden und sehbehinderten Jugendlichen mit bemalten Leinwänden im Grafitti-Stil neu gestalteten. Die aktive Phase der Projektumsetzung begann bereits im Januar und wird erst im Sommer enden, wenn sie mit den vielen Rollstuhlfahrern noch einen Abschlussausflug machen werden. Die erst neu renovierten Flurwände sahen „recht kahl und nackt aus, was nicht dem Alter der dort lebenden Jugendlichen entsprach“, so eine Schülerin der Projektgruppe. Außerdem werden die blinden Jugendlichen durch das Hallen des langen Flurs in ihrer Orientierung irritiert und empfindliche Epileptiker können durch den Lärm, der durch das Laufen in solchen Gängen entsteht, erschrecken. Mit Volltön- und Acrylfarben, Holzlatten zur Arretierung an den Wänden und diversen Werkzeugen der Nikolaushilfe machten sich die WGler ans Werk und banden die Heimkinder in die Gestaltung der Grafiken mit ein. So verzieren nun die Namen der Sehbehinderten und andere Motive die Räumlichkeiten. Als Fazit äußerten die Schüler, dass „ wir Zusammenarbeit gelernt haben und gleichzeitig Menschen mit einem Handicap helfen konnten, ihr Umfeld zu verschönern. Es ist ein angenehmes Gefühl, etwas für andere getan zu haben!“.

Auch ihre Schulkameraden aus der WG11/1 setzten mit anderen Kindern und Jugendlichen eine Idee um, die unglaublich viel Bereitschaft und Beharrlichkeit voraussetzt. So war es der Klasse ein Anliegen, jungen Schülern mit Migrationshintergrund Nachhilfe in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch zu geben. Bemerkenswert hierbei: stets an Nachmittagen außerhalb von Schulzeiten, zumeist in mehreren kleineren Gruppen und über ein halbes Jahr hinweg! Ein äußerst wertvoller Beitrag zur Integration Jugendlicher. Es waren Kompetenzen erforderlich, von denen so mancher Wirtschaftsgymnasiast nicht glauben konnte, dass er diese besäße: nur mit einem gehörigen Maß an Geduld, über zahlreiche Wiederholungen, nur mit klar strukturierten Konzepten, gutem Fachwissen, dem steten Kontakt halten über die sozialen Netzwerke und dem Ziel vor Augen, dass es auch Spaß machen soll, gelangen Lernerfolge, die nicht zu erwarten waren. So erreichte ein Mädchen ein glatte Eins in Mathematik zu einem Thema, das sie eine Woche zuvor nicht verstanden hatte. Ihre Mentorin musste zugeben: „Die Zeit war anstrengend und Nerven raubend, doch im Großen und Ganzen hat es mir sehr viel Spaß gemacht und ich konnte neue Erfahrungen machen“.
Doch das ist nicht alles, was die Klasse leistete. Sozialkompetenzen galt es zu schulen, am besten beim Sport! In zwei Gruppen spielte man im wöchentlichen Wechsel freitags Fußball bis in den frühen Abend.  Der Teamgedanke und die Disziplin galt es zu fördern. Als sei das noch nicht genug, beschloss die Klasse, eine Stadtführung für die Kinder und Jugendlichen in Backnang zu machen. Ziel ist es, den Kindern beizubringen, einen Busplan zu lesen, sich Tickets für die Bahn zu kaufen, das Freizeitangebot in Backnang kennen zu lernen und für sie einen Ordner zu erstellen, in dem wichtige Informationen zu Backnang und Umgebung enthalten sind. Auch der zeitliche Rahmen ist ein Hinweis auf die Zuverlässigkeit und Konsequenz der beteiligten Schüler: die Stadtführung soll im Juni stattfinden und das Ende des Projektes darstellen.

 Beide Vertreter der Eduard Breuninger GmbH lobten den Ansatz dieses Projektes, da er „ein wertvoller Beitrag zur Frage darstelle, „was ich brauche, um in unserer Gesellschaft voranzukommen“, resümierte Gerhardt. Dass so viel Zeit hierfür aufgebracht wird, war der Jury ein Betrag von 1000 Euro des Preisgeldes für die Klassenkasse der WG 11/1 wert. Ihre Parallelklasse erhielt 750 Euro. Gelobt wurden hier besonders der ausgeprägte Gesamtgruppeneinsatz und die tolle künstlerische Umsetzung. Auch gelang es ihnen, die Jury mit ihrer Präsentation zu beeindrucken. Gewonnen haben aber alle durch die Projekte. Das nennt man wohl eine „Win-Win-Situation“.

 


Bernd Haller